Wenn man die Augen schließt und das Todesrasseln der Atmung hört, möchte das Blut in den Adern gefrieren. Wie in einem schlechten Horrorfilm, der sich nun live abspielt und an die Geräusche eines Ertrinkenden erinnert. In Angehörigen und auch Pflegekräften werden tief liegende Ängste mobilisiert. Die Angst zu ersticken, zu ertrinken, jämmerlich nach Luft schnappen zu müssen, ohne, welche zu bekommen.
Bei einer Befragung aus dem Jahre 2005 gaben 318 von 587 Pflegekräfte an, das Todesrasseln als am psychisch Belastenden zu empfinden. Und jeder, der es schon mal gehört hat, kann nachempfinden, was gemeint ist.
Der biologische Prozess, welcher dahintersteckt, ist nicht sehr komplex. Das Rasseln tritt typischerweise bei 80 Prozent der Versterbenden auf und hat durchschnittlich einen Zeitraum von 48 bis 72 Stunden vor Eintritt des Todes. Zu diesem Zeitpunkt ist der Patient auch nicht mehr erweckbar und ist häufig schon in der Cheyne-Stokes-Atmung (Atemmuster).
Das Gehirn hat schon viele Funktionen heruntergefahren und eine erste Minderversorgung findet statt. Im Normalfall husten wir Bronchialschleim sowie Sekret und Flüssigkeit der mukoziliären Clearance (Reinigungsmechanismus der Bronchien) mehrmals täglich in den Mund und Rachenraum und schlucken diesen unbewusst einfach runter. Mit Herunterfahren der Körperfunktion und dem Übergang in einen nicht erweckbaren Zustand wird auch dieser Hustenreiz herunterreguliert. Es kommt zur Bildung kleiner Flüssigkeitsseen im oberen Bronchialbereich und je nach Lage im Ösophagus. Wenn die Atmung nun über diese Flüssigkeiten weht, kommt es zur Schwingungsbildung, welches dieses Geräusch erzeugt. Bei einigen Menschen kann das Schwingen auch Schaum erzeugen.
Todesrasseln ist für die Psyche, der Beisitzenden, ein Kraftakt.
Das erzeugte Geräusch ist für alle Beteiligten sehr unschön und kann je nach Dauer die Psyche der Angehörigen angreifen. Das Rasselgeräusch hat dabei selbst keinerlei Einfluss auf den Sterbenden an sich. Sie können dies sogar feststellen, indem sie einfach mal den Puls fühlen. Ein Mensch mit Atemnot hat typischerweise Pulse über 120 und höher. Der Puls sollte normwertig sein, kann bei Exsikkose aber auch leicht erhöht sein bis 100, beachten Sie den Turgor der Haut, um eine Differenz zu erkennen.
Auch wenn das Rasseln keinen Einfluss auf den Menschen hat, müssen die Angehörigen umsorgt werden, für sie kann diese Belastung ins Unerträgliche gipfeln. Es gibt die Möglichkeit, das Rasseln zu reduzieren für einen kurzen Zeitraum, dies ist aber nur für die Psyche der umstehenden und zeitlich stark limitiert.
In Betracht kommen Scopolamin als transdermale Pflaster, Wirkeintritt erst nach 12 Stunden, Buscopan als Zäpfchen oder Injektion sowie Atropin als Injektion oder Augentropfen (Augentropfen in die Wangentasche träufeln).
Das Absaugen im Mund- und Rachenraum sollte nach Möglichkeit vermieden werden, da es den Würgereflex noch triggern kann und zum Erbrechen und Inspiration eventuell führt. Es erzeugt vor allem auch Stress beim Sterbenden, den wir nach allen Mitteln vermeiden wollen. Auch Salbeitee bei der Mundpflege kann übermäßigen Speichelfluss reduzieren.
In diesem Moment steht nicht mehr der Patient im primären Vordergrund, die Abläufe, die nun kommen, sind im Gehirn programmiert und wir kümmern uns verhältnismäßig nur um Kleinigkeiten. Die Angehörigen müssen dafür stark mitbetreut werden, achten Sie auch hier auf ausreichend Flüssigkeitsaufnahme und das zwischendurch, was gegessen wird. Es kommt immer wieder vor, dass nach dem Versterben des Patienten die Angehörigen zusammenklappen aufgrund des Stresses und Mangelversorgung.
Autor: Tim Reinhold
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Quellen:
https://flexikon.doccheck.com/de/Terminale_Rasselatmung
https://register.awmf.org/assets/guidelines/128-001OLl_S3_Palliativmedizin_2020-09_02.pdf