Der vergessene Notfalltrias – Warum das akute Abdomen genauso bekannt sein sollte wie Herzinfarkt und Schlaganfall
Die meisten Menschen können mit den Begriffen „Schlaganfall“ und „Herzinfarkt“ sofort etwas anfangen. Die Symptome sind mehr oder weniger bekannt, und eigentlich weiß so ziemlich jeder, dass man unverzüglich den Notruf verständigen sollte. Doch wussten Sie, dass Schlaganfall und Herzinfarkt zu einem Notfalltrias gehören? Wie das Wort „Trias“ (Drei) schon vermuten lässt, gibt es noch einen dritten akuten Notfall, den jeder kennen sollte, ohne lange überlegen zu müssen.
Der vergessene Dritte im Bunde: Das akute Abdomen
Ursprünglich wurde festgelegt, dass Schlaganfall, Herzinfarkt und das akute Abdomen aufgrund ihres schweren und potenziell lebensbedrohlichen Verlaufs bei keiner Erste-Hilfe-Schulung fehlen dürfen. Doch in den letzten Jahrzehnten trat das akute Abdomen immer weiter in den Hintergrund. Warum das so ist? Wir wissen es nicht genau. Aber es ist ein Grund für uns, die Thematik aufzugreifen und diesem Notfall die Aufmerksamkeit zu schenken, die er verdient.
Denn eines steht fest: Die Symptome des akuten Abdomens können auch von Laien gut erkannt werden. Das ist essenziell, denn eine schnelle Reaktion kann lebensrettend sein.


Was ist ein akutes Abdomen?
Der Begriff „akutes Abdomen“ beschreibt ein schwerwiegendes, plötzlich auftretendes Krankheitsbild, das mit heftigen Bauchschmerzen einhergeht. Dabei handelt es sich nicht um eine eigenständige Erkrankung, sondern vielmehr um ein Symptom, das auf unterschiedliche zugrunde liegende Ursachen hinweisen kann.
Während man beim Schlaganfall von einem Geschehen im Gehirn ausgehen kann oder beim Herzinfarkt von einer Problematik in den Koronararterien, ist die Ursache beim akuten Abdomen nicht so eindeutig. Das akute Abdomen kann verschiedene Ursprünge haben, unter anderem:
Entzündungen: Beispielsweise eine Appendizitis (Im Volksmund: Blinddarmentzündung) oder eine Cholezystitis (Gallenblasenentzündung).
Darmverschluss (Ileus): Eine lebensbedrohliche Blockade des Darms.
Perforationen und Rupturen: Zum Beispiel eine geplatzte Magengeschwüre, eine Milzruptur oder eine perforierte Divertikulitis.
Gefäßverschlüsse und Aneurysmen: Ein Mesenterialinfarkt (Durchblutungsstörung im Darm) oder ein geplatztes Aortenaneurysma.
Steine: Nieren- oder Gallensteine, die sich in einem kritischen Stadium befinden.
Wie erkenne ich ein akutes Abdomen?
Obwohl die Ursachen sehr unterschiedlich sein können, gibt es einige typische Symptome, die auf ein akutes Abdomen hindeuten:
1. Starke Bauchschmerzen
Die Art des Schmerzes kann bereits einen ersten Hinweis auf die zugrunde liegende Erkrankung geben:
Kolikartige Schmerzen (wellenartig, krampfartig) deuten auf eine Obstruktion (z. B. Darmverschluss oder Gallenkolik) hin.
Konstante Schmerzen mit zunehmender Intensität sprechen eher für eine Entzündung.
Heftige, plötzlich einsetzende Schmerzen sind ein Alarmsignal für eine Perforation (z. B. geplatztes Organ) oder eine Gefäßruptur (z. B. Aortenaneurysma).
2. Abwehrspannung der Bauchdecke
Ein typisches Zeichen für ein akutes Abdomen ist die sogenannte „brettharte“ Bauchdecke. Dies entsteht durch eine reflektorische Anspannung der Bauchmuskulatur als Schutzmechanismus bei einer schweren Entzündung oder einem Durchbruch eines Organs.
Achtung: Es gibt Ausnahmen! Nicht immer ist die Bauchdecke verhärtet. Gerade bei älteren Menschen oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann dieses Symptom fehlen.
3. Kreislaufprobleme bis hin zum Schock
Ein akutes Abdomen kann massive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben. Mögliche Anzeichen:
Blutdruckabfall
Blasse, kaltschweißige Haut
Tachykardie (schneller Herzschlag)
Bewusstseinsstörungen
Schockzeichen (z. B. Verwirrtheit, Unruhe, Bewusstlosigkeit)
4. Weitere mögliche Symptome
Je nach Ursache können zusätzlich auftreten:
Übelkeit und Erbrechen
Fieber
Durchfall oder Verstopfung
Blähungen oder aufgeblähter Bauch
Kalte Schweißausbrüche
Warum das akute Abdomen wieder mehr Beachtung finden sollte
Obwohl das akute Abdomen als eine der drei wichtigsten Notfälle gilt, hat es in den letzten Jahrzehnten an Bekanntheit verloren. Schlaganfall und Herzinfarkt werden oft in Medienkampagnen thematisiert, während das akute Abdomen weitgehend unbeachtet bleibt. Dies ist umso problematischer, da es sich hierbei um einen Notfall handelt, der genauso schnell lebensbedrohlich werden kann.
Eine frühe Erkennung durch Laien kann hier entscheidend sein. Denn je schneller der Notarzt alarmiert wird, desto besser sind die Überlebenschancen.
Erste Hilfe: Das können Sie tun
Da das akute Abdomen potenziell lebensbedrohlich ist, gilt es, schnell und richtig zu handeln:
1. Notruf absetzen (112)
Jede Sekunde zählt. Die genaue Ursache des akuten Abdomens kann nur durch eine medizinische Untersuchung festgestellt werden. Daher gilt: Lieber einmal zu viel den Notruf wählen als einmal zu wenig!
2. Richtige Lagerung des Patienten
Falls der Patient noch ansprechbar und nicht im Schockzustand ist:
Oberkörper leicht erhöht lagern.
Beine angewinkelt anziehen (Schonhaltung).
Dies entlastet die Bauchdecke und kann die Schmerzen etwas lindern.
Falls Anzeichen eines Schocks bestehen (blass, kaltschweißig, schwach, verwirrt):
Beine hochlagern, um den Kreislauf zu stabilisieren.
Warmhalten (z. B. mit einer Decke), aber keinen direkten Wärmezusatz auf den Bauch legen!
3. Vitalwerte überwachen
Falls möglich, sollten folgende Werte regelmäßig kontrolliert werden:
Pulsfrequenz
Blutdruck
Bewusstseinszustand
4. Keine Nahrung oder Flüssigkeit geben
Auch wenn der Betroffene Durst verspürt, sollte er nichts essen oder trinken. Falls eine Operation notwendig ist, könnte dies Komplikationen verursachen.

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